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„Der Spurenfinder“ von Marc-Uwe, Johanna und Luise Kling, mit Illustrationen von Bernd Kissel, erschienen bei ullstein

Marc-Uwe Kling hat mit Qualityland, NEINhorn und den Känguru-Chroniken und vielen weiteren Büchern bewiesen, dass er verschiedene Genres bespielen kann. Meine ganze Familie liebt seine Geschichten, vor allem als Hörbuch — gelesen vom Autor. Pflichtprogramm auf langen Autofahrten, insbesondere die „Der Tag an dem …“-Geschichten (unbezahlte Werbung, selbst gekauft).

Als ich nun in einem Interview mit ihm las, dass er ein Buch gemeinsam mit seinen Töchtern geschrieben hat, war ich neugierig — aber ehrlich gesagt hatte ich nur geringe Erwartungen. Als Sebastian Fitzek zum Beispiel einmal mit „Fische, die auf Bäume klettern“ aus seinem Genre ausgebrochen ist (wobei Kinder da nicht Co-Autoren, sondern Zielgruppe waren), war ich nicht begeistert.

Doch ich sollte mich irren. „Der Spurenfinder“ ist ein phantastisches Buch, das mich absolut in seinen Bann gezogen hat. Worum geht es?

Klappentext:

„Elos von Bergen ist der berühmteste Spurenfinder der Verlorenen Provinzen. Mit Hilfe seiner Kinder Ada und Naru hat er noch fast jeden Fall gelöst. Leider wissen die vorlauten Zwillinge nie, wann es für sie zu gefährlich wird. Nach einem beinahe tödlichen Konflikt mit einem Nachtmagier beschließt Elos, sich zur Ruhe zu setzen — und zieht mit den Kindern in ein verschlafenes Dorf namens Friedhofen. Doch dann geschieht ausgerechnet dort ein rätselhafter Mord, der die drei in den verzwicktesten und gefährlichsten Fall ihres Lebens verwickelt.“

Das mittelalterlich anmutende Setting in einer fiktiven Welt hat mich zuerst glauben gemacht, bei dem Buch handele es sich um ein nettes Märchen. Doch weit gefehlt — nach und nach entwickelt sich ein Krimi der gehobenen Kategorie, der nach einigen (mal vorhersehbaren, mal sehr überraschenden) Plottwists in einem furiosen Showdown und einem überraschenden Finale endet.

Schon das Cover mit Elos, Ada und Naru als Schattenbilder vor einer Axt (nicht direkt das Mordwerkzeug), die in einem Baumstumpf steckt, aus dessen Wurzeln Blut tropft, hat mich fasziniert. Die zahlreichen Illustrationen im Buch sind wunderbar, die Karten auf den Innenseiten der Buchdeckel geben Orientierung in den Verlorenen Provinzen und Friedhofen und ließen mich noch tiefer in die Geschichte und die (etwas) magische Welt eintauchen.

Die Dynamik des Vater-Zwillings-Gespanns mit ihrer humorvollen, manchmal bissigen Kommunikation hat mir sehr gut gefallen. Immer wieder blitzten typische Situationen auf, die Eltern mit mal mehr, mal weniger rivalisierenden, aber doch nicht ohne einander auskommenden Kindern (ob Zwillinge oder nicht) kennen dürften. Elos, Ada und Naru sind liebevoll und detailreich gezeichnete Charaktere, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen.

Eine runde Story mit einem schönen Spannungsbogen, einer klassischen Heldenreise, einer detailreich und stimmig konstruierten Welt zeichnet den „Spurenfinder“ aus. Nach dem Mord an einer ihnen nahestehende Person kommt es erst zu einer Spurensuche in Friedhofen und dann zu einem „Roadtrip hoch zu Ross“ nach Syndrakos, währenddessen ich mich immer wieder über die wahrhaft phantastischen Ideen der Autoren freuen konnte — so viel liebevolle Kreativität steckt in diesem Buch, ohne es zu überfrachten oder kitschig werden zu lassen.

„Eine überraschende Fantasy-Krimi-Komödie in einer magischen Welt“ — so beschreibt die Buchrückseite den Inhalt, und ich könnte es nicht treffender formulieren. Den Einfluss von Johanna und Luise merkt man dem Buch an, es ist kein typisches Marc-Uwe Kling-Buch (nicht nur, weil es nicht im Präsens geschrieben ist). Und obwohl ich großer Fan von NEINhorn, Peter Arbeitsloser und Co. bin — ich finde unmittelbar nach der Lektüre, dass „Der Spurenfinder“ das beste Buch ist, das ich von Kling bisher gelesen habe. Ja, so gut hat es mir gefallen.

Klare Leseempfehlung, auch für Teenager, und natürlich 5/5 Sternen.