„Das Spiel seines Lebens“ von Harlan Coben, erschienen bei Goldmann, Übersetzung von Gunnar Kwisinski ᵘⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ᴿᵉᶻᵉⁿˢⁱᵒⁿˢᵉˣᵉᵐᵖˡᵃʳ
30 Jahre nach der amerikanischen Erstausgabe bringt Goldmann die Myron Bolitar-Reihe von Harlan Coben in einer Neuausstattung auf den Markt. Und auch drei Jahrzehnte später hat Sportagent und Teilzeit-Detektiv (oder umgekehrt?) Myron Bolitar nichts von seiner Faszination eingebüßt.

Es ist erfrischend, in einer Welt ohne Smartphones (okay, Bolitar verfügt über ein Autotelefon) unterwegs zu sein. Sogar Donald Trump kommt vor und ist damals nur ein Immobilienhai, eine kleine Randfigur.
Myron Bolitar ist ein sympathischer, dabei allerdings überzeichneter Protagonist. Nah an der Perfektion und umgeben von wunderschönen, intelligenten und sowieso herausragenden Menschen. Wenig zu sehen von einem gebrochenen Helden, das bietet er nur in Ansätzen (zum Beispiel der durch eine Verletzung beendeten Sportkarriere, die er allerdings in einen Harvard-Abschluss in Jura verwandelt hat). Für einen aufstrebenden Sportagenten mit einer recht ansehnlichen Zahl von Klienten hat er überraschend viel Zeit, ähnlich seinem Sidekick Win, sich als Privatdetektiv zu verdingen. Über all das sieht man gern hinweg, weil Harland Coben einen dichten, spannenden und überraschenden Kriminalroman gesponnen hat. Einen echten Thriller, wie das Cover versprochen hat, habe ich nicht entdeckt – auch wenn es durchaus actionreich und gefährlich wird. Bolitars gefühlte Unbesiegbarkeit (gepaart mit Glück im rechten Moment) und das Wissen, dass die Reihe zwölf Bände umfasst, haben mir aber nicht das Blut in den Adern gefrieren lassen (Sebastian Fitzek ist dennoch ein Fan, wie die Buchrückseite verrät).
Der Plot selbst ist gut aufgebaut und bis auf die enge Verwobenheit mit Bolitars Privatleben plausibel. Sein vielversprechender Klient Christian Steele wird von der Vergangenheit rund um seine vermisste Verlobte eingeholt, die auch noch die Schwester von Bolitars Ex-Freundin ist. Bolitar ermittelt auf eigene Faust und befördert einiges ans Tageslicht, gerät mit Polizei und Mafia aneinander und macht dabei stets eine gute Figur.
Der Schreibstil hat mich wirklich begeistert, das Buch ist toll zu lesen und der Wortwitz und die (Selbst-)Ironie haben mir viel Spaß bereitet.
Kleiner Wermutstropfen: Es gibt einige Zeichensetzungsfehler. Vielleicht habe ich einen zu hohen Anspruch, aber in gedruckten Büchern wünsche ich mir ein (fast) perfektes Lektorat, gerade bei einer Neuauflage.
Das Buch hat mich gefesselt und verdient 4,5/5 Sternen sowie eine Leseempfehlung. Ich habe direkt im Anschluss Band 2 gelesen und werde Schwierigkeiten haben, mich von der Reihe zu lösen…
Klappentext:
Eine verschwundene junge Frau. Ein dunkles Familiengeheimnis. Eine tödliche Wahrheit.
Der New Yorker Sportagent Myron Bolitar kann sein Glück kaum fassen: Christian Steele, der Star der National Football League, wird sein neuer Klient. Doch die Freude währt nur kurz. Denn Christians Verlobte Kathy verschwindet, und der Footballer wird verdächtigt, sie ermordet zu haben. Allerdings schwört Christian, seit dem Verschwinden noch einen mysteriösen Anruf von Kathy erhalten zu haben. Und auch Kathys Schwester Jessica glaubt nicht an die offizielle Version der Polizei. Sie bittet Myron Bolitar, eigene Nachforschungen anzustellen. Myron begibt sich auf die Suche und stößt auf eine Wahrheit, dunkler als jeder Abgrund …