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„Lebe ein reiches Leben statt reich zu sterben“ von Bill Perkins, übersetzt von Thomas Gilbert, erschienen bei free your mind im FinanzBuch Verlag (FBV)

„Die with zero“ lautet der Originaltitel des US-Bestsellers von Bill Perkins. Wall Street Banker, Energiehändler, heute CEO eines Beratungsunternehmens. Mit Sitz auf den Virgin Islands. Klar. Noch Fragen? Und der gibt nun Tipps, wie man sein Leben genießen und möglichst mit einem Kontostand von 0 sterben soll? Der hat ja gut reden, finanzielle Sorgen wird er jedenfalls nicht haben… Gut, genug der klischeehaften, spontanen Assoziationen – auf die er natürlich selbst zu Beginn des Buches eingeht.

Wer mit seinem aktuellen Einkommen gerade so über die Runden kommt, für den stellen sich die Fragen nach dem „reich Sterben“ natürlich ohnehin nicht. Für alle anderen, egal ob Normalverdiener oder Milliardär, stellt sich die Frage aber durchaus – sein (Berufs-)Leben lang zu ackern und zu sparen, könnte die falsche Strategie sein. Wer weiß, ob wir überhaupt dazu kommen, den Ruhestand zu genießen. Und tatsächlich, abgesehen von dem Wunsch, die eigenen Kinder versorgt zu wissen, ist das Anhäufen und Vererben eines Vermögens ziemlich dämlich.

Perkins bringt es auf den Punkt und vermittelt das Grobkonzept, wie man sein Leben im hier und jetzt genießen kann. Das Ziel lautet, weder im Alter zu verarmen noch reich zu sterben. Erinnerungen sind wertvoller als Geld und er rechnet mit simplen Methoden vor, wie man zwischen der Erfahrung heute und dem finanziellen Aspekt abwägt. Eine Weltreise mit dem Rucksack von Hostel zu Hostel, per Interrail durch Europa – das macht man in seinen 20ern, aber doch nicht wenn die Kinder aus dem Haus sind mit Mitte 50. Das und viele andere Beispiele nutzt er zur Verdeutlichung, dass es sinnvoller sein kann in Erfahrung zu investieren als Geld zu sparen.

Ein paar finanzwirtschaftliche Grundlagen kommen noch dazu, um das Konzept zu konkretisieren – aber keine Angst, auch ohne wirtschaftswissenschaftliches Studium ist es nachvollziehbar und verständlich. Er geht ferner auf verschiedene Typen ein (risikoscheu, risikofreudig) und natürlich die Lebensphasen, in denen die zu wählenden Strategien unterschiedlich sein können.

Die Statistiken sind wie immer mit einer gewissen Portion Skepsis zu genießen (traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast), aber ich fand es schon überraschend, dass statistisch gesehen Menschen sogar im Ruhestand weiter Geld ansparen – wofür? Man sollte sich bewusst machen, zu welchen Aktivitäten man überhaupt noch in der Lage ist. Was nützt da das gesparte Geld und der Reichtum, wenn man das Segel beim Surfen nicht mehr halten kann? Das sollte man dann vielleicht in einer anderen Lebensphase genossen haben, bevor es zu spät ist.

En passant promotet Perkins dann auch noch seine (kostenlose) App, mit der man das ganze Konzept für sich persönlich operationalisieren kann. So tief bin ich dann aber nicht in das Thema eingestiegen – das Grundkonzept steckt eigentlich schon im Titel, auf Deutsch etwas sperriger formuliert als auf Englisch, aber in jedem Fall einleuchtend.

Für die gute Grundidee und die ausführliche Auseinandersetzung, die allerdings nicht frei von Redundanzen ist, gebe ich 4/5 Sternen.

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