„Starling House“ von Alix E. Harrow, erschienen am 18.09.2024 bei Goldmann ᵘⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ᴿᵉᶻᵉⁿˢⁱᵒⁿˢᵉˣᵉᵐᵖˡᵃʳ
(übersetzt von Peter Beyer)
Klappentext:
Auf die junge Opal übt Starling House eine seltsame Faszination aus. Das verwunschene Anwesen am Rande der Kleinstadt Eden, Kentucky, gehörte im 19. Jahrhundert der Autorin des Romans »The Underland«. Als Kind hatte sich Opal in die Geschichte dieses Buchs geflüchtet, nun ist es das verfallende Gebäude selbst, das ihr wie eine Zuflucht erscheint. In Wahrheit lebt sie mit ihrem Bruder Jasper in einem Motel und hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Bis ihr Arthur Starling, der unnahbare Erbe von Starling House, eine Stelle anbietet. Opal nimmt das Angebot an, obwohl alle anderen Einwohner von Eden das Herrenhaus meiden. Albträume und Ungeheuer sollen das Gelände heimsuchen und ihren Ursprung in einer Vergangenheit haben, die wie ein Fluch auf der Stadt liegt…
Durch den Buchclub von Reese Witherspoon bin ich auf „Starling House“ aufmerksam geworden und auch die Buchgestaltung mit der Farbgebung und dem Buchschnitt haben mich magisch angezogen. Zusammen mit Jeanette von „buch.klatsch“ habe ich mich auf die Reise in die Kleinstadt Eden im amerikanischen Bundesstaat Kentucky begeben, wo die Geschichte spielt.
Um „Starling House“ ranken sich unheimliche Geschichten und es wird von den Bewohnern von Eden gemieden. Als der unter chronischer Geldnot leidender Opal eine Stelle als Haushälterin in dem Herrenhaus angeboten wird, kann sie es nicht ablehnen. Sie lernt nicht nur den jetzigen Bewohnter Arthur Starling besser kennen (und lieben), auch das mysteriöse Haus offenbart nach und nach dunkle Geheimnisse, die sie sonst nur aus ihren Träumen kennt.
Von Beginn an taucht man ab in eine düstere, mysteriöse und schauerhafte Geschichte, was man dem fantastischen, poetischen und bildhaften Sprachstil der Autorin Alix E. Harrow verdankt. Es hat sich für mich nicht einfach lesen lassen und ich würde es als anspruchsvoll betiteln.
Opal ist eine Diebin und Lügnerin und trotzdem mochte ich sie von Beginn an, denn sie macht das alles nur, um sich und ihren kleinen Bruder nach dem Tod der Mutter durchzubringen.
Eden ist eine vom Bergbau geprägte Arbeiterstadt — abgesehen von einer reichen Familie dominieren Armut und Perspektivlosigkeit. Wer kann, ist bereits weggezogen, und nur der harte Kern ist geblieben. Die schroffe, wenig lebensbejahende Umgebung hinterlässt Spuren bei den Bewohnern und der allgegenwärtige Staub vergiftet ihre Lungen, viele leiden an Asthma.
Arthur Starling hat als Wächter von Starling House ebenfalls kein einfaches Leben, sein hartes Erbe zwingt ihn zur Verteidigung des Anwesens gegen eine dunkle Bedrohung. Die Bewohner Edens meiden das Haus, nicht nur wegen des schrulligen und eigensinnigen Hausherren, sondern auch wegen eines alten Buches aus dem 19. Jahrhundert („The Underland“), dessen Autorin einst das Haus bewohnte. Doch nicht alle lassen sich davon abschrecken, ganz im Gegenteil: Es gibt besondere „Interessenten“ für das Haus und zeitweise fühlte ich mich in einem Agententhriller.
Die Protagonisten dieser Geschichte sind alle herrlich unperfekt, verschroben und speziell. So entwickelt sich auch die Anziehungskraft zwischen Opal und Arthur — hinter den harten Schalen verstecken sich gute Herzen und die Liebe wird ihre Rettungsanker. Dabei ist „Starling House“ keine reine Liebesgeschichte, sondern ein modernes, düsteres Märchen mit Charme.
Das Buch lässt sich in keine klassische Schublade einsortieren und ich bin froh, dass ich trotz des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils am Ball geblieben bin. Dieser besonderen Geschichte gebe ich 4/5 Sternen.