Allgemein / Biografie / Rezension / Rezension / Roman

„Strong Female Character“ von Fern Brady, erschienen am 25.10.2024 im pola-Verlag  ᵘⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ᴿᵉᶻᵉⁿˢⁱᵒⁿˢᵉˣᵉᵐᵖˡᵃʳ

Übersetzung aus dem Englischen von Doreen Reeck

Klappentext

Schon als Teenager wusste Fern Brady, dass sie anders war. Als sie zufällig über Autismus las, wusste sie instinktiv, warum. Hier war die Erklärung für ihre Ausraster, ihre Wahrnehmungsstörungen, ihre soziale Unbeholfenheit — und sie sagte das auch ihrem Arzt. Doch erst mit vierunddreißig erhielt sie die Diagnose. Schonungslos ehrlich und mir viel Witz erzählt sie von den Jahren davor, von ihrem Leben zwischen Sexismus und Autismus und davon, wie sie ihre Stimme fand. 

Die Autorin Fern Brady ist eine Comedienne und in Großbritannien keine Unbekannte. Doch sie hatte es als Frau, Schottin und autistische Person alles andere als leicht in ihrem Leben. In „Strong Female Character“ berichtet sie auf lustige und scharfsinnige Weise über ihren Weg und hat mich mit ihrer schonungslosen Berichterstattung komplett eingenommen.

Bei Fern Brady wurde der Autismus erst mit 34 Jahren diagnostiziert. Dabei hatte sie es schon länger geahnt. Vor allem wusste sie schon früh, dass sie anders war. 

Weibliche Autistinnen werden später oder gar nicht erkannt, denn viele Verhaltensmuster werden einfach als typisch weiblich abgetan, wie zum Beispiel Fleiß. Mich hat das unheimlich wütend gemacht.

Autistische Frauen sind unangepasst, machen unpassende Bemerkungen, sagen unverblümt die Wahrheit und haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Manche gelten deswegen als Vorreiterinnen im Feminismus.

In dem Buch berichtet die Autorin von ihren Erlebnissen ihrer Kindertage bis hin zum Erwachsenenalter über ihre für neurotypische Menschen ungewöhnlichen Verhaltensweisen. 

Vieles hat mich erschüttert und auch nachdenklich gestimmt. Ich habe regelrecht mitgelitten und konnte mich einfühlen.

Sie klärt über autistische Besonderheiten auf, zum Beispiel die sogenannten Melt Downs, die eine Art Überlastung des Nervensystems sind, und in Folge dieser ganze Wohnungseinrichtungen zertrümmert werden können.

Die Gesellschaft übt starken Druck aus, damit Autist:innen ihre Verhaltensweisen hassen. Gerade in ihrem stark katholisch geprägten Umfeld findet sie wenig Verständnis bei Familie und Bekannten für ihre Frühreife, ihren lockeren Umgang mit Sex und ihren Job als Stripperin. 

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, es hat mich zeitgleich fasziniert und betroffen gemacht und am Ende habe ich nur Bewunderung übrig.

„Strong Female Character“ ist ein Plädoyer für weibliche Selbstbestimmung und ein mutiges Aufklärungsbuch über Autismus. Ganz klar 5/5 Sternen und eine große Leseempfehlung!

Ich habe das Buch „Strong Female Character“ von Fern Brady über die Bloggerjury als Rezensionsexemplar bekommen. Vielen Dank dafür!