„Muna oder die Hälfte des Lebens“ von Terézia Mora, erschienen bei Luchterhand
Auch der ROMANesco findet, dass das Buch lesenswert ist und hat sich mit auf das Bild geschlichen.
Gewonnen hat das Buch den deutschen Buchpreis leider nicht, aber meiner Meinung nach wurde es zurecht nominiert (unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar):
Muna lebt in einer Kleinstadt in der DDR und macht gerade Abitur. Ihr Vater ist schon lange tot und ihre Mutter kämpft mit ihrer Alkoholsucht. Muna verliebt sich in den Lehrer Magnus und verbringt eine Nacht mit ihm, bevor er in den Wirren nach der Wende verschwindet. Sieben Jahre später treffen sie wieder aufeinander. In der Zwischenzeit hat Muna in Wien, London und Berlin studiert und gearbeitet, doch die Sehnsucht nach Magnus ist nicht verschwunden.
Sie werden ein Paar und Muna wähnt sich im Glück – bis Magnus sein wahres Ich offenbart. Die Beziehung ist geprägt von Ablehnung, Abhängigkeit und schließlich psychischer und physischer Gewalt. Muna kommt dennoch nicht aus dieser toxischen Beziehung heraus, zu eng ist ihre Bindung an Magnus und der Wunsch nach einer Konstante im Leben – auch, wenn diese Verhaltensweise selbstzerstörerisch wirkt.
Schon allein wegen des Thema ist es kein leicht zu lesendes Buch, der Schreibstil unterstreicht dies und sorgt dafür, dass man sich das Leseerlebnis erarbeiten muss. Nie abgeschickte Briefe und durchgestrichene Gedanken machen die innere Zerrissenheit der Protagonistin, aus deren Ich-Perspektive die Geschichte erzählt wird, intensiv erlebbar.
Wie im wahren Leben verläuft nicht alles stringent, es gibt viele verschiedene parallele Handlungsstränge – der rote Faden bleibt dabei stets die „Amour fou“ zwischen Muna und Magnus.
Dieses Buch lässt seine Lesenden nicht kalt, hallt lange nach und lässt sie auch nach der Lektüre nicht los. Ein anspruchsvolles, literarisch hochklassiges und (leider) sehr aktuelles Buch.
Ich vergebe 5/5 Sternen und spreche eine Leseempfehlung aus.