„Morgen, morgen und wieder morgen“ von Gabrielle Zevin, aus dem amerikanischen Englisch von Sonia Bonné, erschienen im Eichborn Verlag
Wann warst du das letzt Mal so richtig geflasht von einem Buch? ᵁⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ᴸᵉˢᵉᵉˣᵉᵐᵖˡᵃʳ
„Was ist ein Spiel? Es ist morgen, morgen und wieder morgen. Die Möglichkeit einer unendlichen Wiedergeburt und unendlichen Erlösung.“ S. 471
„Morgen, morgen und wieder morgen“ hat mich weder durch den sperrigen Titel, noch durch sein knalliges Cover angesprochen. Auch der Name der Autorin sagte mir nichts. Trotzdem war da von Anfang an etwas, was mich magisch angezogen hat (und darüber bin ich froh). Auf dem Buch ist ein Zitat von John Green abgedruckt: „Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe!“ Ich finde, er hat nicht übertrieben.
Darum geht es:
Sam trifft Mitte der 90er-Jahre durch Zufall seine Kindheitsfreundin Sadie wieder. Schon früher teilten sie die Liebe zu Computerspielen und beschließen, selbst welche zu entwickeln. Als ihr erstes gemeinsames Spiel ein Hit wird, kommen Probleme zum Vorschein, die alles zerstören könnten.
Der Roman handelt von einer besonderen Freundschaft und spielt von 1995 bis zum Ende der 2000er-Jahre, der Ära von Donkey Kong, dem Tamagotchi und Super Mario und lädt Lesende, die die Zeit erlebt haben, dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen.
Der Plot ist innovativ und kreativ und lässt sich, wie auch die Protagonisten, nicht in irgendwelche Schubladen packen.
Sadie und Sam sind die „Stars“ der Geschichte, aber mein Favorit ist ganz klar ihr Mitbewohner Marx. Ach, Marx! Kein Spiel funktioniert ohne einen „NPC“!
Das Buch setzt sich im Rahmen der Videospielwelt intensiv mit den Gefühlen der Protagonisten auseinander. Themen wie Krankheit, Behinderung, Homosexualität, Rassismus, Sexismus, Trauer, soziale Ungerechtigkeit und noch viel mehr sozialkritische Themen werden angesprochen. Auch die Liebe spielt eine nicht unerhebliche Rolle, vor allem da es verschiedene Arten davon gibt.
Der Schreibstil hat mich von Anfang an gefesselt und die manchmal schon fast nüchterne Erzählweise hat die Protagonisten für mich nahbar und authentisch gemacht. Gekonnt setzt die Autorin Rückblenden ein, die mir irgendwann das Gefühl vermittelten, selbst mit den alles andere als perfekten Darstellern des Buches befreundet zu sein. An dieser Stelle möchte ich die Arbeit der Übersetzerin besonders loben, ich fand es perfekt.
Der ganze Aufbau des Buchs erinnert an an Videospiel. Nachdem man alle „Level“ durchgespielt hat und man alle Leben verbracht hat, ist man glücklich es geschafft zu haben und gleichzeitig traurig, dass es vorbei ist.
Im Nachhinein gefällt mir der Titel und das Cover richtig gut, denn sie sind nicht zufällig ausgewählt und die Bedeutung wird im Laufe des Lesens klar.
Eines steht fest: Ich liebe, liebe und liebe dieses Buch und ich werde den Inhalt wohl so schnell nicht vergessen!
Gabrielle Zevin zeigt, wie wichtig es ist, verzeihen zu können und dass Freundschaft und Familie alles ist, was zählt.
Fazit: „Morgen, morgen und wieder morgen“ ist ungewöhnlich, intelligent und hat mich richtig geflasht. Außerdem würde ich gerne mal „EmiliyBlaster“ spielen. Ich vergebe klare 5*/5 Sterne: Highlight!