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„Das Lilienpalais – Eine fast perfekte Debütantin“ von Hannah Conrad, erschienen bei Heyne

Natürlich denkt man beim Cover und dem Titel des Buches direkt an Bridgerton & Co. Die Netflix-Serie hat den Heiratsmarkt der Adligen, der sich auf Soiréés und Ballnächten abspielt, gekonnt in Szene gesetzt und für viel Aufmerksamkeit gesorgt, die zugrundeliegende Buchreihe habe ich auch bereits rezensiert, siehe zum Beispiel hier: Bridgerton – Penelopes pikantes Geheimnis. Auf dieser Welle surft auch „Das Lilienpalais“, wobei die Romanreihe in München spielt und nicht in London – das kennen wir ja dank Downton Abbey und eben Bridgerton schon zu Genüge und hat mir gut gefallen. ᵘⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ᴿᵉᶻᵉⁿˢⁱᵒⁿˢᵉˣᵉᵐᵖˡᵃʳ

Bemerkenswert ist vorab, dass „Hannah Conrad“ keine real existierende Autorin ist, sondern aus den vier Autorinnen Laila El Omari, Frieda Bergmann, Monika Pfundmeier und Persephone Haasis besteht. Ob je eine von ihnen einen der vier Bände verfasst hat? Schon bei der Rachejagd-Trilogie habe ich es mir herausfordernd vorgestellt, zu zweit an einem Buch bzw. einer Reihe zu arbeiten – wie das bei vier Autorinnen gelungen ist, macht mich neugierig.

Aber zunächst zum Inhalt und der Struktur der Reihe: Ähnlich der Bridgerton-Reihe wird jedes Buch aus der Perspektive von zwei Personen beschrieben, wobei wir in München leider auf Lady Whistledown verzichten müssen.

Band 1 dreht sich um Johanna und Alexander. Johanna von Seybach stammt aus Königsberg und wird nach München zu ihrem Onkel und seiner Familie geschickt, als ihre Eltern zu Missionsarbeit nach Afrika aufbrechen. Ja, so ist das in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Johanna steuert auf ihre Debütsaison zu und soll natürlich so gut wie möglich verheiratet werden. Nun fremdelt Johanna aber wenig überraschend zunächst mit den strengen Sitten in der bayerischen Hauptstadt – was im Rückblick durchaus überrascht, schließlich kennt man heute doch eher die preußische Zucht und Ordnung und assoziiert mit dem Königreich Bayern dank Sissi & Co. mehr Lebensfreude und einen etwas lockereren Umgang.

Es kommt, wie es kommen muss – die junge Johanna bändelt mit dem falschen Mann an, wird beim Knutschen erwischt (Skandal!) und gilt als gefallenes Mädchen. Zum Glück ist Alexander von Reuss, bester Freund ihres Cousins Maximilian von Seybach, bis über beide Ohren in sie verschossen. Gibt es also doch ein Happy End für die beiden? Oder endet es in einer Zwangsheirat mit einem älteren Witwer aus der bayerischen Provinz?

Obwohl die Geschichte, wenn man Downton Abbey, Bridgerton & Co. kennt, durchaus vorhersehbar verläuft, ist sie einfach schön zu lesen. Detailreich beschrieben, ohne langatmig oder langweilig zu sein, habe ich Band 1 förmlich verschlungen. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, wirken mit wenigen Ausnahmen authentisch und sympathisch. Ja, doch, ich habe mitgefiebert – auch wenn ehrlicherweise der dramatische Plottwist fehlt und sich vieles erstaunlich leicht zusammenfügt. Über die Maßen leiden lassen wollten die Autorinnen ihre Protagonisten und die Lesenden wohl nicht. Gestört hat mich dies nicht, so blieb es leichte Leseunterhaltung fürs Herz.

Ich werde auch die weiteren Bände lesen und bin gespannt, wie es weitergeht. Band 2 („Ein Graf auf Abwegen“) dreht sich um das Dienstmädchen Louisa und den Erbgraf Maximilian von Seybach, den wir in Band 1 ja schon gut kennenlernen durften. Eine Liebschaft über Standesgrenzen hinweg? Na das verspricht etwas mehr Drama als „Eine fast perfekte Debütantin“.

Für den Einstieg in die Reihe gibt es von mit 4/5 Punkten. Mit dem Disclaimer, dass man natürlich eine gewisse Offenheit für Adelsromanzen und historische Stoffe mitbringen muss.

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