„Frau mit Messer“ von Gu Byeong-Mo (übersetzt von Wibke Kuhn), erschienen bei Ullstein
Schon das Cover dieses Bestsellers aus Südkorea hebt sich von der Masse ab – und das beschreibt den Inhalt auch ganz gut (unbezahlte Werbung).
Ich habe mich lange gefragt, wie ich das Buch bewerten soll. Moralisch ist es sicherlich grenzwertig, einer alternden Auftragsmörderin Sympathie entgegenzubringen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir alle nur Menschen sind und das mit allem was dazugehört: Gefühlen, Zweifel, Fehlern. Es war eine interessante Reise und hat mich gut unterhalten:
Das ganze Buch dreht sich um die Gefühle der Auftragsmörderin „Hornclaw“, so ihr Deckname. Ihr Beruf hat einen großen Einfluss auf ihr Privatleben, denn das Wichtigste ist, unter dem Radar zu bleiben (da passt das Cover ganz gut, denn darauf ist kein Gesicht zu sehen). Was das genau heißt, welche Rückschlüsse sie im Alter daraus zieht und was es mit einem macht, die Gefühle auszublenden, erfährt die Leserschaft in dem Buch.
„Hornclaws“ Mittelsmann ist divers und es war für mich das erste Buch, das die Pronomen „sie/er“ für eine Person verwendete: Da sind wir wieder bei dem Thema „sehr erfrischend, sehr anders“.
Es gibt einige Rückblenden und auch gegenwärtige Situationen, wo sie zeigt, was sie kann. Wenn „Hornclaw“ ihr Messer rausholt, hatte ich sofort eine bestimmt Musik im Kopf und die Assoziation von einer alten Uma Thurman mit ihrem Hattori Hanzo-Schwert. Habt ihr mal die Filmreihe „Kill Bill“ gesehen? Genauso liefen die Szenen des Buches in meinem Kopfkino ab und ich fand es großartig und überraschend.
Der Schreibstil war angenehm, flüssig und gut verständlich. Der Aufbau der Geschichte war gut gemacht, so dass ich immer neugieriger wurde und weiterlesen musste.
Ein uneingeschränktes Highlight war das Buch nicht, dazu fand ich es moralisch einfach zu fragwürdig. Allerdings hat es mich zum Nachdenken angeregt und war eine echte (Lese-)Erfahrung.
Fazit: Wer Tarantino-Filme mag, der wird dieses Buch lieben. Auch sonst ist es sehr empfehlenswert für Lesende, die mal wieder eine Geschichte fernab des Mainstream-Einheitsbreis lesen wollen. Mich hat die Geschichte beeindruckt und ich bewerte sie mit 4/5 Sternen.
Ich bedanke mich bei dem Verlag für die Zusendung des Leseexemplars und der schönen Bloggerbox. Meine Meinung habe ich mir dadurch nicht beeinflussen lassen.
Inhaltsangabe (Quelle: Verlag):
Wieviel James Bond steckt in einer Frau Anfang sechzig?
Als Auftragsmörderin ist es Hornclaw nur recht, dass sie chronisch übersehen und unterschätzt wird. Mit jeder Stunde scheint sie unsichtbarer zu werden, und niemand ahnt, dass sie ein Messer hat, mit dem sie umzugehen weiß. Seit 40 Jahren tötet sie eiskalt im Auftrag anderer. Immer ist sie entkommen. Doch das Altern lässt sie ein wenig softer werden. Plötzlich gibt es Menschen, die sie schützenswert findet, und das, nachdem sie genau das ihr Leben lang vermieden hat. Und kaum ist das Visier unten, nehmen ihre Verfolger ihre Spur auf.
Feministische literarische Spannung — elektrisierend, originell und voller Witz.